Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Europäische Ethnologie

Sound-Schlachten

Männlichkeit, Gewalt und „Whiteness“ in subkulturellen Musikszenen

Förderlaufzeit:

2009–2013
Förderinstitution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

 

„Sound-Schlachten“ beleuchtet Konstruktionen von Männlichkeit, Whiteness und Gewalt in den subkulturellen Musikszenen Industrial (eine Art harsche Maschinenmusik) und Extreme Metal (eine extreme Spielart des Heavy Metal). Trotz ihrer zunehmenden popkulturellen Bedeutung werden solche Musiksubkulturen bislang kaum wissenschaftlich thematisiert. Industrial und Extreme Metal bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Faszination und Gewaltpotential, das regelmäßig zu Verklärung seitens ihrer Fans und Verteufelung seitens ihrer KritikerInnen führt. Dieses diskursive Feld gilt es verstehend zu rekonstruieren, um es dann mit Blick auf die kulturellen Konstrukte Gender und Ethnizität kritisch zu dekonstruieren.

Industrial und Extreme Metal ist ein häufiger Rekurs auf teils mythisch überhöhte historische Motive gemein (zum Beispiel in Songtexten bzw. Sprachsamples, Tonträger-Artworks und Band-Images). Solche Motive drehen sich zumeist um Kampf, Krieg, Militarismus oder Totalitarismus, und beinhalten somit vielfältige Referenzen zu Männlichkeit und Whiteness. Beide Genres zeigen jedoch auch progressive, gesellschaftskritische Tendenzen. Gefordert ist folglich eine differenzierte Analyse extremer subkultureller Musik und ihrer Szenen. Eine solche Analyse, die die Produkt- und Rezeptionsebene einschließlich ihrer kulturellen und intermedialen Hintergründe gleichsam berücksichtigt, will das Projekt leisten.

Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet die Analyse von Interdependenzen zwischen den betrachteten Konstrukten: Wie interagieren Männlichkeit und Whiteness in der Produktion subkultureller Codes von Gewalt? In welcher Beziehung steht ihre subkulturelle Verhandlung zu ihren allgemeinkulturellen Bedeutungen? Der methodische Schwerpunkt fokussiert das Zusammenspiel musikalischer, textlicher und visueller Elemente im Medium Musik und ihren subkulturellen Aneignungspraxen: Wie wirken Sound-, Text- und Bild/Performance-Aspekte bei der Produktion weißer, kriegerischer Männlichkeit in Musik und subkulturellen Alltagspraxen zusammen? Die Bearbeitung dieser Fragen per Analyse von Tonträgern, Musikmagazinen und Online-Quellen sowie teilnehmender Beobachtung und ethnografischen Interviews verspricht Einblicke in die komplexen Wechselbeziehungen zwischen Gender, Ethnizität und Gewalt/Macht in der Postmoderne.

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