Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Europäische Ethnologie

Forschung

Verkehrswende umsetzen: Recht, Geschlecht und Imaginationen von Gemeinwohl in Verhandlungen um Mobilitätsinfrastrukturen

 

In meiner Post-Doc-Forschung forsche ich zu Ideen von Gemeinwohl in Mobilisierungen rund um städtische Verkehrsinfrastrukturen und der Rolle von Recht darin:

 

Theoretisch werden Infrastrukturen zunehmend als überlappende materielle und soziale Systeme verstanden. Insofern bieten sich in der Analyse Möglichkeiten, im Aufstellen, Planen und Durchsetzen von städtischen Mobilitätsinfrastrukturen Prozesse des Regierens (bspw. bei Beteiligungsverfahren) und Vorstellungen von Stadtleben („Stadt der kurzen Wege“) in den Blick zu bekommen. Weiterhin interessieren mich in diesem Forschungsfeld die mobilisierten Wissensbestände (planerisches vs. juristisches vs. Erfahrungswissen) und nicht zuletzt die aktivistische, planerische und Verwaltungspraxis.

 

Recht als Rahmen von aktvistischem Handeln gibt Möglichkeitsbedingungen vor, wird zugleich aber auch genutzt, um Visionen einer besseren Zukunft zu entwickeln. Im Falle von Mobilitätsinfrastrukturen interessiert mich, wie das Mobilitätsgesetz genutzt wird, um eine (soziale, umwelt- und flächen-) gerechtere Stadt zu entwerfen und wie die konkreten Schritte der Umsetzung der Verkehrswende durch Recht aussehen. 

 

In der wissenschaftlichen Theorie wird auf eine variierende Verhältnisse von Gemeinwohl und Partikularinteressen in politischen Auseinandersetzungen verwiesen und zwischen einem substantialistischen und einem prozeduralen Verständnis von Gemeinwohl unterschieden. Verbunden hiermit interessiert mich, wie konkrete Ideen eines Gemeinsamen (zum Beispiel der gemeinsam bewohnten Stadt) politisch wirksam werden und wie Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzer*innengruppen städtischer Infrastrukturen festgestellt und argumentiert werden. Im Anschluss geschlechtertheoretische Überlegungen möchte ich nach impliziten wie expliziten Ein- und Ausschlussmechanismen, nach Auslassungen und Möglichkeiten alternativer Konzeptionierungen von Stadt und städtischem Zusammenleben fragen.