Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Europäische Ethnologie

Lehre

Cultural Performance – Performing Culture

SoSe 2013
Do., 16-18 Uhr
Raum 211

 

Alle Gesellschaften haben Formen und Praktiken entwickelt, in denen sie sich selbst darstellen. Dies geschieht zumeist in sogenannten kulturellen Aufführungen, in denen Gesellschaften auf sich selbst reflektieren, bestehende Ordnungen stabilisiert oder aber auch subversiv unterlaufen und damit transformiert werden können.

Die gegenwärtig breite Verwendung von Begriffen aus dem Bereich der theatralen Künste wie z.B. Aufführung, Darstellung, Rolle, Rahmung, Spiel, Inszenierung oder Performativität in den Kultur- und Sozialwissenschaften geht auf den sogenannten performative turn zurück, welcher sowohl den Aufführungscharakter von Kultur wie auch deren genuine Prozesshaftigkeit hervorhebt. Bereits in den 1960er Jahren griffen Ethnologen und Anthropologen wie Milton Singer, Victor Turner, Richard Schechner oder Soziologen wie Erving Goffman auf das Modell „Theater“ zurück, um Kommunikationsformen, Wandlungsprozesse und Aufführungen wie Rituale, Karneval und  Feste adäquat beschreiben zu können.

Die Teilnehmer/-innen  des Seminars sollen über die Textarbeit ein Verständnis für diese Konzepte entwickeln und sie anhand von Analysebeispielen aus dem populärkulturellen Bereich selbstständig anwenden. Es soll diskutiert werden, welchen Erklärungswert solche theatralen Begrifflichkeiten und Modelle vor dem Hintergrund eines weiten Kulturbegriffs haben, an welche Grenzen sie stoßen und inwieweit sie im Zusammenhang mit einer immer komplexer werdenden medial vermittelten Kommunikation eventuell modifiziert werden müssen.

 

Berliner Volksfeste – Inszenierungen der eigenen und fremden Kultur

SoSe 2010
Do., 14-16 Uhr
Raum 312

 

In dem Seminar werden ausgewählte historische und aktuelle Berliner Volksfeste in ihrer Entstehung und ihrer gegenwärtigen Inszenierung forschend betrachtet. Dafür sollen zwei unterschiedliche Festarten untersucht werden - zum einen die historischen, regional-traditionell ausgerichteten Heimat- und Stadtteilfeste wie das Steglitzer Heimatfest und der Stralauer Fischzug, zum anderen die mit der Großstadt verknüpften Volksfeste wie das Deutsch-Amerikanische Volksfest und der Karneval der Kulturen. Gefragt wird dabei nach der kulturellen Logik dieser Veranstaltungen, nach den dort stattfindenden Konstruktionen von "eigen" und "fremd", nach der Machart und der Wirkungsweise. Welche historisch-kulturellen Wissenbeständen werden in den Veranstaltungen zur Aufführung gebracht? Welchen unterschiedlichen Charakter haben die jeweiligen Volksfeste? Welche Konzepte von Volks- und Massenkultur verbergen sich dahinter? Und welchen historischen Wandlungen unterliegen diese Aufführungen? In dem Seminar sollen neben der Textlektüre auch Archivrecherchen, Feldforschungen und Interviews durchgeführt werden.