Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Europäische Ethnologie

Forschungsprojekt „Sexueller Exzeptionalismus“

Projektbeginn: Januar 2016
Förderinstitution: VW-Stiftung im Format „Originalitätsverdacht“

 

Viele Akteure der westlichen Gesellschaft sind davon überzeugt, dass die abendländische Zivilisation allen anderen Gesellschaftsformen überlegen sei – etwa in Politik, Wirtschaft und Recht. Unter anderem wird auch die Auffassung vertreten, über das humanste und fortschrittlichste Sexualregime der Gegenwart zu verfügen. Anderen Regionen und einheimischen Diasporas – insbesondere muslimisch geprägten – wird generalisiert Ablehnung von Homosexualität, Frauenunterdrückung und patriarchale Herrschaft in der Familie unterstellt und sie für strukturell gefährlich für ‚unsere‘ Freiheit erklärt. Die ständige Selbstaffirmation der okzidentalen Gesellschaft, Frauen und homosexuelle Menschen angeblich bereits emanzipiert zu haben, wird hier ‚Sexueller Exzeptionalismus‘ genannt. Als These wird angenommen, dass diese Art von Sexualpolitik die Funktion hat, weitere Gerechtigkeitsanforderungen etwa von Frauen und Homosexuellen stillzustellen und darüber hinaus Teile dieser Bevölkerungsgruppen für Migrationsabwehr zu kooptieren.