Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Europäische Ethnologie

Ethnographie: Theorie – Praxis – Kritik

In unserem Masterstudiengang erlernen Sie Ethnographie als methodische und methodologische Kernkompetenz der Sozial- und Kulturanthropologie auf hohem internationalen Niveau.

 

Steckbrief


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Worum geht es?

Wir verstehen Ethnographie als besonderen Zugang zur Erforschung einer geteilten Gegenwart, bei dem es insbesondere darum geht, zu verstehen, wie diese Gegenwart historisch und aktuell hergestellt, aufrechterhalten und verändert wird. Ethnographie strebt dabei eine größtmögliche Nähe und Präsenz der Forschenden zu den an diesen Prozessen beteiligten Akteur:innen und Aktanten an. Mit diesem Leitbild gehen wir im Masterstudiengang folgenden Schwerpunkten nach:

  • Theorie – Ethnographie ist eine theoriegenerierende Methode. Gleichzeitig ist sie selbst Gegenstand theoretischer Untersuchung, die es ermöglicht, den Forschungsprozess kritisch zu reflektieren. Ethnographie bedeutet situiertes Beobachten und reflexives Erkennen. Im Studium wird sie als theoretisch-informierter Erkenntnisweg entfaltet und in eigener Forschungserfahrung erkundet.
  • Praxis – Durch das Forschende Lernen in Studienprojekten, Praxisseminaren und Forschungslaboren wird Ethnographie vom ersten Semester an im Sinne eines learning by doing vermittelt. Dabei praktizieren wir Wissenschaft mit dem Anspruch, gesellschaftlich wirksam zu sein. Überschneidungen und Nähe zu benachbarten Verfahren wie der empirischen Kulturanalyse oder den Cultural Studies bereichern und erweitern das MA-Curriculum.
  • Kritik – Das Berliner Institut reflektiert kritisch die ethnographische Geschichte und Praxis der Europäischen Ethnologie. Die spezifischen Erkenntnisweisen der Ethnographie ermöglichen darüber hinaus auch eine praxisorientierte Kritik gesellschaftlicher Verhältnisse.

 

Was lerne ich?

Im Master absolvieren Sie ein fachlich und methodologisch informiertes, anthropologisches Training, das im Rahmen des Institutes und seiner Kooperationen inner- wie auch außerhalb der Wissenschaft eingebettet ist. In Forschungslaboren gehen Sie aktuelle Fragen an und erproben dabei neue interdisziplinäre Ansätze (z. B. gemeinsam mit Wissenschaftler:innen, städtischen Akteur:innen, Aktivist:innen und Organisator:innen, Kulturproduzent:innen u.a.). Unsere Themenschwerpunkte verstehen wir nicht als isolierte Fachbereiche, sondern als sich gegenseitig befruchtende Perspektiven:

  • Unsere Forschungen zu urbanen Räumen, natürlichen und sozio-technischen Umwelten verschränken sich mit Fragen der kritischen Migrationsforschung und den Gender Studies.
  • Wir widmen uns der kolonialen Vergangenheit und postkolonialen Gegenwart ebenso wie den globalen Verflechtungen heutiger Europäisierungsprozesse. Dabei nehmen wir unterschiedlichste Kontexte mit in den Blick – von Transformationen der Arbeit und Mobilität über kapitalistische Wirtschaftsweisen und geopolitische Konstellationen bis hin zu digitalen Infrastrukturen und Grenzregimen.
  • Nicht nur in der Gender- und Queerforschung untersuchen wir Körper und Subjektvierungen, sondern auch in der Anthropologie des Politischen und der Rechtsanthropologie. In der ethnographischen Erforschung befassen wir uns mit Bereichen wie Medizin, Psychiatrie, Geografie oder Architektur und entwickeln Perspektiven mit den Disability, Care und Affect-Studies.
  • Uns interessiert, wie und was wir heute wissen. Dabei stehen situierte Praktiken und gesellschaftliche Institutionen des Wissens im Zentrum, wie beispielsweise Bildung und Museen, insbesondere in Bezug auf Erinnerungspolitiken, kollektives Gedächtnis, Zeit, Geschichte und Fachgeschichte. So ergründen wir, wie Wissensordnungen als Machtverhältnisse hergestellt oder verändert werden – und von wem.

 

Was kommt danach?

Der Masterstudiengang ist eine wissenschaftliche Ausbildung, die Sie dazu befähigt, sich an den internationalen wissenschaftlichen Diskussionen der ethnographisch arbeitenden Sozial- und Kulturanthropologie zu beteiligen und dabei selbst zur Weiterentwicklung dieser Diskussionen beizutragen. 

Darüber hinaus werden Sie optimal für alle Berufsfelder vorbereitet, die sowohl eine empathische als auch analytische Auseinandersetzung mit sozialen und kulturellen Wirklichkeiten erfordern. Vor allem in kulturellen Institutionen und Medien, NGOs, politischen Initiativen und Organisationen ermöglicht Ihnen Ihr ethnographisch gewonnenes Wissen einen besonderen und eigenständigen Zugang.

Einblicke in die vielfältigen Karrieremöglichkeiten bieten unsere Berufsporträts, die wir in Form von Interviews mit IfEE-Absolvent:innen vorstellen.

Aufbau des Studiengangs

Voraussetzungen & Bewerbung