Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Europäische Ethnologie

Raum & Infrastruktur

Städte sind Räume des kollektiven Lebens und zunehmend Gegenstand von Kontroversen und Konflikten in Zusammenhang mit grundlegenden Transformationen städtischer Infrastrukturen. Bemühungen um die Klimaanpassung, die Digitalisierung oder die Mobilitäts- und Energiewende stellen nicht einfach technische oder wirtschaftliche, sondern vor allem soziopolitische Herausforderungen dar, da sie Formen und Normen, Praktiken und Imaginationen des Zusammenlebens in der Stadt berühren. Ländliche Räume sind ein weiteres und mit der Stadt verwobenes Untersuchungsfeld, insbesondere hinsichtlich historischer wie aktueller Transformationsprozesse von Arbeit und Ökologie, Sozialität und Soziabilität sowie dem Verhältnis der Geschlechter und Generationen. Hinzu kommt die Erfahrung des Zusammenbrechens von sozialen und ökonomischen Strukturen, die zu Arbeitslosigkeit, Landflucht, Segregation, Überalterung sowie zur medialen Repräsentation ländlicher Regionen als „peripherem Raum“ geführt haben.  

 

Am Berliner Institut gehen wir mit unterschiedlichen Ansätzen die Analyse von Raum und Infrastruktur an. Dazu zählt eine wissensanthropologische Perspektive, die untersucht, wie unterschiedliche Wissensformen in und für solche räumlichen Transformationsprozesse hergestellt und mobilisiert werden. Ebenso wichtig ist die Auseinandersetzung mit der Handlungsmacht technischer Artefakte, Infrastrukturen und nicht-menschlicher Akteuren. Damit knüpfen wir stark an die science and technology studies an, die die theoretischen Grundlagen für eine mehr-als-menschliche Anthropologie entwickelt haben. Darüber hinaus ist eine ethnographische Auseinandersetzung mit Regierungstechniken unerlässlich, um zu verstehen, wie Wissen in Planungsprozesse eingeführt und verhandelt wird, oder wie Partizipation bestimmte Formen von Expertise und Rationalität reproduziert. Gleichermaßen erachten wir es für notwendig, die ethnographische Forschung zu öffnen – hin zu Praktiken der Kollaboration und Mitwirkung in Bewegungen und Initiativen, die sich mit der Produktion von Stadt "von unten" und mit Fragen der gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung befassen.

 

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