Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Europäische Ethnologie

Francis Seeck

 

Care trans*formieren – Eine Ethnographie kollektiver Für_Sorge Praktiken in trans* und nicht-binären Räumen

Betreuung: Prof. Dr. Beate Binder

Förderung/Stiftung: Rosa-Luxemburg-Stiftung

 

Abstract

Kollektive Care Praktiken jenseits von Cis- und Heteronormativität stehen im Mittelpunkt von meinem Dissertationsprojekt. Ausgehend von Für_Sorge Praktiken von Personen, die sich als trans* und/oder nicht_binär identifizieren, widmet sich mein Dissertationsprojekt der Frage, wie Care jenseits von cis- und heteronormativen Modellen organisiert und trans*formiert wird.

Ich forschte über einen Zeitraum von 1,5 Jahren ethnographisch in Kollaboration mit trans* und nicht-binären Aktivist_innen in Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz. Im Sinne einer multi-sided ethnography (Marcus 1995) folgte ich meinen Forschungspartner_innen in queere Friseur_innen Salons, Vereinsräume, Kliniken, an Küchentische, auf trans* Tagungen und in Unterstützungs-Gruppen. Ich führte zusätzlich zu den beobachtenden Teilnahmen 20 dialogische Interviews mit trans* Aktivist_innen. Kollektive trans* Care Praktiken werden als Gegenentwürfe zu pathologisierenden und cisnormativen medizinischen Strukturen aufgebaut (Spade 2011, Erickson Schroth 2014). Ein Großteil dieser Care Praktiken finden unter prekären und informellen Bedingungen statt, bieten aber gleichzeitig Möglichkeiten neue Formen von Care zu entwerfen.

Im Fokus der Studie steht die Frage, wie Care Praktiken in trans* und nicht-binären Räumen verhandelt und konzeptualisiert werden. Inwiefern geraten hegemoniale Formen von Care in Bewegung? Welche (neue) Formen von Kollektivität werden entwickelt? Welche Bedeutung spielen die Kategorien Klasse, Alter und Stadt/Land? Welche Imaginationen und Zukunftsentwürfe von Trans* und Queer Care werden entworfen?

Bezugnehmend auf Ansätze queerer und feministischer Ethnographie widmet sich meine Forschung zudem der methodologischen Frage, wie Care als eine machtkritische methodologische Praxis genutzt werden kann. Mein Dissertationsprojekt bewegt sich im Schnittfeld von Trans Studies, Queerfeministischer Kulturanthropologie und Engagierter Ethnographie. Es widmet sich trans* Für_Sorge Praktiken, die bisher in der Forschung um Care vernachlässigt wurden und knüpft gleichzeitig an gegenwärtige Debatten im Feld der Queer und Trans Studies zu Care und Prekarität an.

 

Schlüsselbegriffe / Keywords

 

Queer Anthropology, Transgender Studies, Feministische Ethnographie, Care und Prekaritäts-Forschung, Kollaborative Ethnographie, Intersektionalität

 

Curriculum Vitae

2009- 2013 Studium der Kulturwissenschaften an der Europa Universität Viadrina, Frankfurt Oder
2010 Washington Semester, American University, Washington D.C., Transforming Communities and Public Policy
2013- 2016 Studium der Europäischen Ethnologie an der Humboldt Universität zu Berlin
2016: M.A.-Arbeit: “Recht auf Trauer?! Interventionen gegen anonyme ordnungsbehördliche Bestattungen in Berlin“
Seit 2009: Antidiskriminierungs- und Social-Justice Trainer_in , Schwerpunkte: Geschlechtervielfalt und Klassismus

Kontakt

Francis Seeck
E-Mail: francis.seeck (at) gmx.de