Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Europäische Ethnologie

Jüdische Räume

Historische und symbolische Landschaften in Berlin und Budapest
Förderlaufzeit: 05/2010 – 04/2013
Förderinstitution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Webseite: jewish-spaces.com

 

Während jüdisches Leben und jüdische Kultur in Osteuropa bis zum Mauerfall weitgehend unbeachtet blieben, werden die ehemaligen jüdischen Viertel osteuropäischer Städte seit 1989 zu wahren Freiluftbühnen und –museen für jüdische Kultur umstrukturiert. Weil diese Viertel offenbar Magneten für Öffentlichkeit und besonders für Touristen aus Westeuropa und den USA sind, wird das jüdische Erbe vielfach für Städtemarketing und mediale Inszenierungen genutzt.

Doch nur selten werden diese Viertel heute noch von Juden bewohnt. Nach der Vertreibung und Ermordung ihrer Bewohner im Zuge des Holocaust blieben vielfach nur Überreste jüdischen Lebens in Architektur und Erinnerung erhalten. Doch während symbolische Gebäude wie Synagogen und Badehäuser noch von gelebtem jüdischen Leben zeugen, werden die neuen „jüdischen Viertel“ vielfach mit neuen Inhalten und Bedeutungen gefüllt: Phänomene wie Klezmer-Jazz oder Jewish-Style-Food sind Inszenierungen, die – häufig von Nichtjuden gemacht  – erinnerungskulturelle Fragmente zur touristischen Vermarktung nutzen.

Größere jüdische Gemeinden, die diese (Re-)Konstruktion aktiv mitgestalten, gibt es in Mitteleuropa nur in Berlin und in Budapest. Eine vergleichende Studie dieser beiden Städte soll Strategien, Formen und Akteure dieses Konstruktionsprozesses identifizieren. Das Projekt untersucht solche jüdischen Räume in Berlin in stadtethnologischer Perspektive: Wer bestimmt, was „jüdisch“ ist? Welche Zielgruppen gibt es für „jüdische Themen“? Und welche unterschiedlichen Arten jüdischer Kultur ringen in der Gegenwart um Aufmerksamkeit?

In enger Kooperation mit dem Budapester Projekt „Jüdisch-kultureller Raum und jüdisches Viertel – Konstruktionen im physischen Raum in Budapest und in Berlin“ werden übergreifende europäische Entwicklungen und städtische Handlungsmuster herausgearbeitet.

 

Kooperation

Dr.  András A. Gergely (Institutsleiter) – Ethnoregionales und Anthropologisches Forschungszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA Politikai Tudományok Intézete, Etnoregionális és Antropológiai Kutatóközpont ) Budapest