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Alltagswelt DDR-Kleidung. Kleidung als Indikator des gesellschaftlichen Systems und als kultureller Prozess

Bericht über die Präsentation des Studienprojektes im Institutskolloquium am 6. Januar 2015; von Ann-Christin Sager

Am 6. Januar präsentierten Masterstudierende ihr Studienprojekt zum Thema Kleidung im Alltag der DDR. Unter der Leitung von Prof. Dr. Sigrid Jacobeit und in Zusammenarbeit mit verschiedensten Einrichtungen, wie z. B. dem DDR-Museum Berlin oder dem Haus der Geschichte Wittenberg wurden und werden weiterhin verschiedene Aspekte von Kleidung im realsozialistischen System der DDR in z. B. politischer, ideologischer oder kommunikativer Hinsicht erarbeitet. Ziel des Projektes ist eine Ausstellung im Lichthof der HU, die voraussichtlich im April eröffnet werden wird.

Den Studierenden geht es dabei nicht um eine allumfassende Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern darum, die Objekte im Kontext verschiedenster Lebensläufe zu interpretieren. Um der Kritik des potenziellen Mediums der „Ostalgie“ entgegenzuwirken, werden diese außerdem in dem jeweiligen zeitlichen Kontext verortet. Des Weiteren ist das Ziel der Ausstellung nicht die Beleuchtung von „blinden Flecken“ der Geschichte, sondern es sollen verschiedene Perspektiven, Bedeutungen und Strategien aufgezeigt werden.

Die Kleidung selbst wird als Grundbedürfnis, als eine politische Dimension mit den Möglichkeiten gesellschaftlicher Einflussnahme gesehen. Durch Kleidung wurden Differenzen ausgehandelt und verortet; Körper, Geschlecht und Handeln spielten eine große Rolle. Weitere theoretische Ansätze, mit denen die Studierenden ihre Analyse gestalten, sind die materielle Kultur sowie Bourdieus Konzepte des Habitus und der Lebensstile.

Die Ausstellung selbst wird aus einzelnen Bereichen bestehen, die sich in verschiedenster Art und Weise mit dem Thema auseinandersetzen: Arbeitsbekleidung, die Jeans, Modefotografien in der Sibylle, die Selbstschneiderei, die Schöpferinnen der Bekleidungskultur, Underground Mode sowie Mode lesbischer Frauen. So war das Tragen einer Jeans beispielsweise nicht immer sofort Kritik am System, sondern es wurde als lässig, jugendlich und individuell angesehen. Häufig war die Jeans auch nur ein Teil eines bestimmten Kleidungsstils z. B. in Kombination mit einem Parka oder einer Lederjacke.

Im Anschluss an die Präsentation wurden ergiebig weitere Ansätze diskutiert wie z. B. die Aufnahme migrantischer Perspektiven, die Stadt-Land Perspektive (insbesondere was die Produktion von Kleidung anging) sowie Vergleichsmomente zwischen der Mode der DDR und der BRD.