Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Europäische Ethnologie

Gertraud Koch: Raumgewinne. Medienpraktiken urbaner „Unsympathen“

Bericht über den Vortrag im Institutskolloquium am 4. November 2014; von Kathleen Frank

Wie erlangen gesellschaftliche Randgruppen in der urbanen Öffentlichkeit Gehör? Mit dieser Frage und Thematik beschäftigt sich Gertraud Koch. Wer sind urbane „Unsympathen“? Wer definiert die Rollen der „Unsympathen“ und der „Sympathen“? Die sogenannten urbanen „Unsympathen“ werden definiert als Unterschichten und Randgruppen einer Gesellschaft. Gertraud Koch nutzt in ihrem Vortrag als Beispiel zum einem die Gruppe der Obdachlosen und zum anderen die Gruppe der Demonstranten, der Protestler und der Randalierer der Stadt Hamburg. Diese gesellschaftlichen Gruppierungen werden als störend und problematisch eingestuft, denn sie sind nicht kompatibel mit der Vorstellung über die urbane Öffentlichkeit der Stadt. Sie stellen die Stadt nicht wunschgemäß dar, da sie meist das Stadtbild verschlechtern und so dem Prestige schaden. Das Hauptziel liegt in der Verschönerung des Stadtbildes und um diesem näher zu kommen, sollen die störenden Faktoren eliminiert werden. Aber wer entscheidet über die Schönheit einer Stadt?

Die urbane Öffentlichkeit wird durch zivilgesellschaftliche Akteure bespielt und genau zu diesen zählen auch die urbanen „Unsympathen“. Durch die soziale und kulturelle Veränderung der urbanen Öffentlichkeit können nun auch Bürgergruppen und zivilöffentliche Gruppen Deutungshoheit erlangen. Die neuen Medienpraktiken des Internets wie Twitter, Facebook, Youtube und Co. bieten auch der Zivilgesellschaft die Möglichkeit, sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. Diese Medien zeigen Wege und Möglichkeiten der Partizipation und das integriert auch die Randgruppen.

Die Gestaltungsmöglichkeiten der urbanen Öffentlichkeit erhalten eine neue Dimension, die Raumgewinne werden symbolisch, materiell und praktisch. Auf diese Weise entsteht ein breiterer und universalerer Kommunikationsaustausch, der die gesellschaftlichen Prozesse flankiert.