Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Europäische Ethnologie

Hahne-Niehoff Archiv

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Das Hahne-Niehoff-Archiv der Berlin-Brandenburgischen Landesstelle für Alltagskultur am Institut für Europäische Ethnologie umfasst u.a. 1.122 Kleinbildfilme, in etwa 41.000 Einzelaufnahmen. Das Archiv beinhaltet ebenfalls weitere Forschungsmaterialien, darunter Feldnotizen und Korrespondenzen. Die Fotografien zeigen regionale Feste und Alltagsszenen sowie ihre sogenannte volkskundliche Erfassung zwischen 1920 und 1945. Angefertigt wurden sie von dem Prähistoriker Hans Hahne und seinem Assistenten Heinz Julius Niehoff, einem Fotografen und Dokumentarfilmer. Hahne amtierte als Direktor der Landesstelle für Vorgeschichte (Abteilung Volkskunde) in Halle.

Hans Hahne war seit den 1920er Jahren Mitglied der NSDAP. Er propagierte eine völkische Richtung der Volkskunde: Als »Volkheitskunde« sollte sie den Beweis für die Kontinuität »nordischen Bluterbes« erbringen. Ebenso wirkte Hahne im Sinne völkischer Brauchtumserneuerung aktiv in die Region hinein. Wie die Feste und Aktivitäten selbst diente auch deren fotografische Dokumentation und die Zusammenstellung der Filme spätestens seit den 1930er Jahren der Darstellung und Selbstvergewisserung aller Beteiligten als »Volksgemeinschaft« im Sinne des Nationalsozialismus. Anhand von Forschungsprojekten, Ausstellungen, Publikationen, Lehrseminaren und öffentlichen Veranstaltungen werden die historischen Kontexte solch problematischer Sammlungen durch die Berlin-Brandenburgische Landesstelle für Alltagskultur aktiv erarbeitet, kritisch reflektiert und wissenschaftlich kommentiert.

Aus rechtlichen und ethischen Gründen sind nicht alle Teile der Sammlung frei zugänglich. Die Einsicht in Bestände mit beschränkten Sichtrechten ist auf Anfrage möglich. Sollten Sie zu den in den Fotografien dargestellten Personen, Orten oder Praktiken persönliche Bezüge haben, die Sie zum Zwecke der Forschung teilen möchten, ist dies ebenfalls auf Anfrage möglich. 

Bislang sind nur Teile der Sammlung frei zugänglich, da die Digitalisate noch bearbeitet werden. Insbesondere werden rechtliche und ethische Kontexte geprüft. Die Einsicht in Bestände mit beschränkten Sichtrechten ist auf Anfrage möglich. 

 

Projekte

  • 2015-2018 “Foto-Objekte. Fotografien als (Forschungs-)Objekte in Archäologie, Ethnologie und Kunstgeschichte” (BMBF). Verbundspartner: Dr. Costanza Caraffa (Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut, Phototek, Florenz), Dr. Martin Maischberger (Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Antikensammlung, Berlin), Dr. Ludger Derenthal (Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstbibliothek (Sammlung Fotografie)), Prof. Dr. Wolfgang Kaschuba (Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Europäische Ethnologie). MitarbeiterInnen: Franka Schneider und Wiebke Zeil. (link)

 

Publikationen

  • Julia Bärnighausen, Costanza Caraffa, Stefanie Klamm, Franka Schneider, Petra Wodtke. Hg. 2020. Foto-Objekte.Forschen in archäologischen, ethnologischen und kunsthistorischen Archiven. Bielefeld/Berlin: Kerber Verlag/Staatliche Museen zu Berlin. (link)
  • Julia Bärnighausen, Costanza Caraffa, Stefanie Klamm, Franka Schneider, Petra Wodtke. Eds. 2019. Photo-Objects: On the Materiality of Photographs and Photo Archives in the Humanities and Sciences. Berlin: Edition Open Access.(Max Planck Research Library for the History and Development of Knowledge: Studies 12).
  • Franka Schneider. 2022. “Volk”, in: Awkward Archives. Ethnographic Drafts for a Modular Curriculum, edited by Margareta von Oswald and Jonas Tinius. Archive books, 2022.

 

Ausstellungen

Unboxing Photographs. Arbeiten im Foto-Archiv

Eine Ausstellung des Verbundprojekts „Foto-Objekte – Fotografien als (Forschungs-) Objekte in Archäologie, Ethnologie und Kunstgeschichte“ (2018)

 

Into the Archive: On the Materiality of Photographs 

Eine Online-Ausstellung des BMBF-Projektes »Foto-Objekte. Fotografien als (Forschungs-) Objekte in Archäologie, Ethnologie und Kunstgeschichte« (2016)

 

Drei Archive im Wechselseitigen Blick (Humboldt Forum)

Die Beschäftigung mit den wissenschaftlichen Praktiken des Sammelns macht auch gesellschaftliche und politische Zusammenhänge deutlich. Leerstellen in den Archiven treten hervor. Die hier präsentierten akustischen, schriftlichen und visuellen Dokumente bilden zudem einen historischen Vertiefungsraum zu aktuellen Themen, die auf der Forschungs-Wand verhandelt werden.

Audioguide (listen online) + 1. OG, Humboldt Labor, Hauptsaal

 

Eintrag in der Sammlungsdatenbank der Humboldt-Universität zu Berlin

https://sammlungen-digital.hu-berlin.de/viewer/cms/14/

 

Projekte

2015-2018 "Foto-Objekte. Fotografien als (Forschungs-)Objekte in Archäologie, Ethnologie und Kunstgeschichte" (BMBF). (link)

 

 

Archivmaterial: "Gegenblick", Objekt; Heinz Julius Niehoff; Molschleben, bei Gotha (Ort); Pfingsten 1930 (Aufnahmedatum); um 1995 (Datum des Abzugs); Inventarnummer: IfEE-HNN: Abzug 02/091-2; HU01 Nach der Natur / HU01 02 Hauptsaal - Moderne Wunderkammer / HU01 02 04 Drei Archive im wechselseitigen Blick ; © Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Europäische Ethnologie, Hahne-Niehoff-Archiv, Berlin-Brandenburgische Landesstelle für Alltagskultur. Foto: Wiebke Zeil (2015)

Anmerkung: Wie entstanden die Fotografien im Hahne-Niehoff-Archiv? Was passierte außerhalb des Kameraobjektivs? Ein Junge am Rand einer Gruppe von Mädchen, zufällig mit aufgenommen. Misstrauisch erwidert er den Blick der Kamera – sein Gegenblick stört den beabsichtigten Bildaufbau und öffnet den Raum für Fragen nach dem Gemachtsein der Fotografien. Der Blick kommentiert die Aufnahmesituation. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf den Fotografen Niehoff, auf sein Agieren im Feld, wie auf die Entscheidungen und Zufälle, die zu dieser Aufnahme führten.